Hallo,
hier noch etwas zum Thema schalten.
Hab es aus dem alten Forum rauskopiert.
Bernt Spiegel schreibt in seinem Buch "Die obere Hälfte des Motorrads" (erschienen im Motor Buch Verlag, ISBN 3-613-02268-1) neben anderen tollen Tips:
"Das Schalten bleibt bei so manchem ordentlichen Motorradfahrer auf einem recht bescheidenen Niveau hängen. Warum sollte es sich auch verbessern? Es reicht ja völlig aus, und so fehlt, abgesehen vom gelegentlichen Krachen fast jeder Optimierungsdruck. Auch läßt es sich mit wachsender Übung gar nicht allmählich verbessern wie sonst so viele andere Dinge beim Motorradfahren. Sondern das geht nur mit einem Sprung, entweder falsch oder richtig. Und so lange es falsch ist und kracht, gibt man eben dem Getriebe die Schuld.
Noch im Stand, schon beim Einlegen des ersten Ganges sieht man, in welchem Verhältnis der Fahrer zu seinem Getriebe steht. Da wird nämlich der Erste oft gar nicht mit Fußspitze oder Ballen eingelegt, sondern nach dem Auskuppeln wird mit dem ganzen Fuß kurz auf den Schalthebel gestampft - Krach!-
als ob es sich um einen etwas zurückgebliebenen Kichstarter handeln würde - schmerzhaft schon das Zuschauen.
Auskuppeln und Eindrücken des Ganges gehören auf das Erste zusammen und erfolgen nahezu gleichzeitig.
(genauso wie beim Zurückschalten das Auskuppeln, der kurze Gasstoß zur Drehzahlanpassung und die Betätigung des Schalthebels gleichzeitig und das Wiedereinkuppeln ohne jede Pause unmittelbar danach erfolgen). Gerade beim Eindrücken des Ersten beim noch stehenden Motorrad, darf den Getrieberädern, die ja nur eine geringe Ausrollzeit haben, keine Zeit gelassen werden stehen zu bleiben. Je besser die Kupplung trennt desto wichtiger ist das.
Genauso wie er es beim Ersten gehalten hat, wird unser Freund nun fortfahren, sich durch die folgenden Gänge durchzuarbeiten: er wird erst auskuppeln und dann schalten, so wie er es auf einem leichten Motorrad oder mit einem mit besonders duldsamem Getriebe gelernt hat und er wird es wahrscheinlich in fünf Jahren noch genauso machen und über das Krachen und Zwischengänge klagen, in die er ab und zu gerät und über Gänge die herausspringen und dann immer öfter herausspringen und schließlich vielleicht sogar über eine teure Getriebereparatur.
Möglicherweise aber erfährt er irgendwann doch wie es richtig geht. Nämlich, wie gesagt, auskuppeln und so gut wie gleichzeitig den Gang einlegen, und dann den Schalthebel noch einen Augenblich festhalten, bis wieder eingekuppelt ist. Wenn man schnell genug aus- und einkuppelt, dann ist das verzögerte Freigeben des Schalthebels von außen überhaupt nicht zu bemerken.
Aber: er wird das ein-. zweimal ausprobieren, ohne das es auffälliges besser gagangen wäre als sonst meistens auch, und er wird wahrscheinlich rasch wieder in seine alten Schaltgewohnheiten zurückfallen. Erst auf längere Sicht nämlich wäre ihm aufgefallen, daß nie mehr Gänge herausspringen und auch keine geheimnisvollen Zwischengänge mehr vorkommen.
Auch das harte Klack beim Hochschalten aus den unteren Gängen, vor allem bei hohen Drehzahlen läßt sich vermeiden, wenn man den Schalthebel schon vor dem Auskuppeln ganz leicht vorbelastet, wobei dann im Augenblick des Auskuppelns, zeitgleich mit dem Gaswegnehmen, der Gang wie von selbst einrückt. Das fühlt sich an wie bei gewissen Vorwählgetrieben: nicht mit dem Schalthebel, sondern mit der Kupplung wird der Schaltzeitpunkt bestimmt. Dabei kann man schön lernen, welche geringen Kräfte zum Schalten nur benötigt werden.
Wenn das klappt, ist es kein großer Schritt mehr, ganz ohne Kupplung zu schalten, denn man hat schon beim Probieren bemerkt: Nicht erst das Auskuppeln, sondern das Entlasten des Antriebsstranges durch das Gaswegnehmen hat zum Gangwechsel geführt. Das ist ein blitzschneller und dazu noch getriebeschonender Schaltvorgang.Man hat schnell heraus, daß der Antriebsstrang nur ganz wenig und für einen winzigen Augenblick entlastet werden muß, damit der nächste Gang lautlos hineingleitet.
Bitte zu Herzen nehmen.
Das hatten wir alles schon mal im alten Forum,und nun auch im neuen
Gruß, Dieter.